Vieles zum ersten Mal, eines vielleicht zum allerletzten
„Wenn die Kinder in St. Vitus einziehen, weiß ich, jetzt wird’s Weihnachten!“, begrüßte Schulleiter Martin Peppler das versammelte Auditorium in der bis auf den letzten Platz besetzten katholischen Pfarrkirche in Oberhöchstadt. Und tatsächlich ist das einer der magischen Momente, die nicht nur Weihnachten ausmachen, sondern zeigen, mit welcher Verve Musikpädagogen wie junge Musici an der Altkönigschule miteinander arbeiten.
Schlag 19 Uhr verstummen Gemurmel und Getuschel nach lauten „Pssst-Rufen“ und Eltern wie Geschwister und Freunde harren dem aus der Sakristei hinüberschwingenden sanften Singen der über 50 Chorkinder. Gleich einem Rorate-Amt ziehen sie zum Choral „Veni, veni Emanuel“ mit ihren Kerzen in die dunkle Kirche ein, um dann das „Abendlied“ des aus Grimma stammenden Komponisten J. Reiche anzustimmen. Einzelne Trompeten und Posaunen der Concert Band der AKS, die im Kirchenraum verteilt sind, stimmen mit ein. Zur Liedzeile „Alle Lichter aus“ löschen schließlich die Sängerinnen und Sänger ihre Kerzen und in der Kirche wird das Licht wieder eingeschaltet.
Während die älteren Königskinder die Altarinsel verlassen, bleiben die Choryfeen zurück. Sie sind bereits erfahrener als die „Starter“, der Anfängerchor der AKS, und singen einzelne Strophen bekannter Weihnachtslieder als Solisten, begleitet von der Concert Band und ihrem Chorleiter Wolfram Gaigl. Ebendieser tritt hierauf ans Mikrofon, um eine Besonderheit des Abends anzukündigen.
„In unserer Pausenhalle steht ein Klavier, auf dem immer wieder Schüler spielen“, erzählt er, „manchmal sogar richtig schön.“ Ein herzliches Lachen durchbricht die gespannte Stille. „Eines Tages hörte ich jemanden eine Chopin-Prelude spielen – vielleicht ein Oberstufler? Weit gefehlt – die junge Pianistin heißt Christina und besucht die 5. Klasse!“ Raunen. „Nachdem sie mir erzählt hatte, dass sie seit fünf Jahren Klavier spiele, fragte ich sie, ob sie heute nicht hier spielen wolle, und sie sagte ja.“ Der Musiklehrer überlässt Christina das Piano und sie spielt „Lieder ohne Worte“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Tosender Applaus. „Ich habe ihnen wohl nicht zu viel versprochen“, resümiert Gaigl den Auftritt.
Die Königskinder müssen dann schon ein neues Lied aus ihrem Repertoire aufbieten, um da mithalten zu können. Besonders stolz ist noch jemand auf ihre Schützlinge: Musiklehrerin Julia Kitzinger tritt ans Mikrofon und dankt ihrer Concert Band, die als kleines Kammerensemble angefangen habe und mittlerweile 20 Mitglieder an den Blech- und Holzblasinstrumenten zähle. „Ich finde es toll, dass Ihr immer wieder viele eigene Ideen einbringt und so voller Enthusiasmus seid!“, schwärmt sie. Fünf Auftritte mit unterschiedlichen Programmen hätten sie in den vergangenen fünf Wochen neben der Schule absolviert – „Für diese Bereitschaft danke ich Euch. Und Dir, Wolfram, für die Organisation des wunderbaren Konzerts hier in St. Vitus.“ Von Aletta aus der 10. Klasse muss sich die Band jedoch leider schon wieder trennen und verabschiedet sie mit Geschenk und Applaus.
Zwei weitere Novitäten des Abends kündigt Gaigl dann an: Nicht nur, dass die Choryfeen ihre Soli zweistimmig darböten, sondern die versammelte Schulgemeinde höre heute zum ersten Mal eine Weihnachtsgeschichte. Doch nicht die aus dem Lukas-Evangelium, nein, eine moderne von dem berühmten Kinderbuchautor und Sams-Erfinder Paul Maar: „Der doppelte Weihnachtsmann“ (2018), vorgetragen von Andreas Rochford, Mitglied des Fördervereins der Königskinder.
Alle Jahre wieder ein Höhepunkt des Konzerts im Advent ist die Medaillenübergabe für fünfeinhalb bzw. siebeneinhalb Jahre Zugehörigkeit zum Chor. Und das ist schon eine besondere Leistung, wie Gaigl weiß, wenn man ein Drittel seines Lebens im Chor gesungen hat, um „anderen Menschen, Euch selbst und mir eine Freude zu machen“. Die Choryfeen hängen den 6 Zehntklässlerinnen und 2 Oberstufenschülerinnen die Medaillen um, die Mitglieder der Concert Band setzen rote Mützchen auf und gemeinsam beschließt man das Adventskonzert mit der traditionellen Weise „Fröhliche Weihnacht überall“, in die alle einstimmen.
Schulleiter Peppler lässt es sich am Schluss nicht nehmen, auf die Heißgetränke der Schülervertretung sowie die gespendete Gulaschkanone zu verweisen, und allen Helfern zu danken, insbesondere der St. Vitus-Gemeinde, der Küsterin Fr. Kaiser und natürlich allen musikalisch Mitwirkenden, ganz besonders den beiden Kollegen Gaigl und Kitzinger. Vielleicht sei es aber das allerletzte Adventskonzert in der St. Vitus-Kirche gewesen, schließlich müsse der Standort aufgegeben werden, erläutert Peppler nicht ohne Wehmut, „vielleicht sehen wir uns aber das nächste Mal noch einmal hier.“ Wer weiß?!
Vielleicht ein allerletztes Mal AKS-Adventskonzert vor dem wunderbaren Altar der 300 Jahre alten Kirche
Die Musici versammelt auf der Altarinsel zum AKS-Adventskonzert 2024 in der St. Vitus-Kirche