Matthias Wolf tritt Nachfolge von Studienleiterin Ute Keppler an der Altkönigschule an
„Die Fußstapfen sind groß, in die ich treten werde!“, meinte bei seiner Vorstellung auf der Dienstversammlung Matthias Wolf, der die Nachfolge von Ute Keppler als Studienleiter antritt, ganz bescheiden. Keppler hatte gut 15 Jahre der Oberstufe der Altkönigschule vorgestanden, bevor sie sich mit Beginn der Sommerferien vorzeitig hat in den Ruhestand versetzen lassen. Doch wahrlich viel kleiner sind die Fußstapfen des Mittelhessen nun auch nicht, hat er doch zuvor mehrere Schulen im Ausland geleitet.
Er trage als Pädagoge das Auslands-Gen in sich, das in ihm immer wieder ein Fernweh ausgelöst habe. Vor rund 25 Jahren gab er diesem nach und ging 1998 zunächst für drei Jahre als Lehrer für Englisch und Französisch an die Christliche Deutsche Schule in Chiang Mai in Thailand, einer Einrichtung der Marburger Mission. Doch bei diesem Auslandsschuldienst sollte ihm vor allem privates Glück widerfahren, erst später das berufliche: Seine Frau, die er sechs Monate zuvor geheiratet hatte, schenkte ihm eine Tochter. Die Wolfsfamilie beschloss daher, in die Heimat zurückzukehren, wo drei Jahre später der gemeinsame Sohn zur Welt kam. Bereits ein Jahr danach vernahm Matthias Wolf jedoch erneut den Ruf der Ferne sowie die Berufung zum Schulleiter ebendieser privaten Deutschen Auslandsschule auf sechs Jahre.
Zurück im Hessenland wurde er Fachbereichsleiter an der Butzbacher Weidigschule. Ein Gen lässt sich aber nicht so einfach „abschalten“, weshalb er stets davon träumte, nochmals eine Schule im Ausland zu führen…
An der Kronberger Altkönigschule reckten sich die Hälse, als Wolf bei seiner Vorstellung erklärte, er sei Schulleiter in Palästina gewesen. Sein Vertrag sei gerade erst ausgelaufen, also käme er doch genau aus dem Gebiet, das seit fast einem Jahr so heftig umkämpft sei. Ja, die Menschen und die Schule seien ihm in den sechs Jahren sehr ans Herz gewachsen, doch nun sei er auch nicht unglücklich, das Land verlassen zu können.
Im Jahre 2018 hatte Wolf durch Vermittlung der Zentralstelle für das deutsche Auslandsschulwesen die Stelle im Westjordanland gefunden. Die vom Berliner Missionswerk getragene evangelische Schule „Talitha Kumi“ wird in Zusammenarbeit mit der „Ev.-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land“ betrieben. Die Schule kann auf eine lange Tradition zurückblicken: Einst im Jahre 1851 von den Kaiserswerther Schwestern gegründet, gibt „Talitha Kumi“, zu Deutsch „Mädchen, stehe auf!“ die Botschaft der Versöhnung und des Friedens im Geiste des Evangeliums weiter. Etwa 700 palästinensische Schülerinnen und Schüler muslimischen sowie christlichen Glaubens nehmen am Unterricht der Klassenstufen 1 – 12 teil.
Als Wolf dann von der Schule in der palästinensischen Stadt Beit Jala bei Jerusalem erzählte, geriet er regelrecht ins Schwärmen: „Das Schulzentrum mit rund zehn Hektar Fläche liegt auf der höchsten Erhebung in der Region Bethlehem, von der man einen schönen Rundblick auf die umliegenden Hügel, Täler und Dörfer hat.“
Daran, dass die Schule in den vergangen Jahren so wachsen konnte, hatte Wolf keinen geringen Anteil: Trotz Corona-Maßnahmen und schrecklichem Krieg fand er bei all dem noch Zeit, sich um eine umfassende bauliche Erweiterung und Modernisierung des großen Gebäude-Komplexes zu kümmern. Zugleich pflegte er enge Kontakte zu palästinensischen Partnern des Missionswerks und war Chef des gesamten Campus, der neben der Grundschule eine Mittel- und Oberstufe sowie einen Kindergarten, eine Hotelfachschule und sogar ein Gästehaus mit 40 Zimmern umfasst. Ein Campus mit 900 Menschen: Der will behutsam und besonnen geleitet sein.
Nun ist also der Studiendirektor nach Deutschland zurückgekehrt, um die letzten Arbeitsjahre an einer hessischen Schule zu absolvieren, der Kronberger Altkönigschule, die ihn herzlich willkommen heißt und sich zugleich darauf freut, auf so einer wichtigen Stelle einen Repräsentanten der modernen Fremdsprachen zu wissen.
Auf eine ähnlich bewegte Vita und vor allem berufliche Laufbahn, wenn auch auf ganz andere Art und Weise, kann die scheidende Studienleiterin ebenfalls zurückblicken; sogar so bewegt, dass Schulleiter Martin Peppler bei ihrer Verabschiedung im Sommer meinte: „Richtig treu geblieben bist Du nur der Altkönigschule!“ Und an dieser galt Keppler als eine Instanz, als tragende Säule in Sachen Erfahrung und als die Kollegin, die alle Schülerinnen und Schüler der Oberstufe mit Namen kennt.
Doch dass Keppler einst Pädagogin – gar in leitender Funktion werden würde – das stand nicht von Anfang an fest: Zunächst hatte sich nämlich die Tochter eines Physikers, nicht ganz ohne die Absicht, sich vom Vater abzugrenzen, an DER Mathe-Uni in Göttingen als Diplomandin immatrikuliert. Hinzu kam ihre Faszination für Russland, die Menschen, die Kultur und vor allem die Weißen Nächte in Leningrad (heute St. Petersburg).
Sie entschloss sich, die notwendigen Russisch-Kenntnisse am Russicum der Uni Bochum zu erwerben, und so wurde aus der Diplom- eine Lehramtsstudentin, die bald darauf von dem Kulturabkommen zwischen der Breschnew-UdSSR sowie der BRD profitierte und für ein Jahr ein Stipendium nach Moskau erhielt.
Nach ihrem ersten Staatsexamen zog es sie erneut nach Moskau, um dort die Zeitschrift „Profil“, den sogenannten österreichischen „Spiegel“, in der Redaktion zu unterstützen. Zurück in Deutschland eröffnete sich für die Keppler die Möglichkeit, eine Promotion zu beginnen, zu der sie ein einjähriges Stipendium für die renommierte Berkeley-Universität in Kalifornien erhielt. Doch der Kulturschock – so kurze Zeit nach dem Aufenthalt in der UdSSR – und die sich schwierig gestaltende Recherchearbeit ließen sie das Vorhaben vorzeitig beenden.
Offen für neue Herausforderungen und Reformprojekte, akzeptierte sie eine Stelle als Referendarin an der Rudolf-Koch-Schule in Offenbach. Da aber nicht jede Schule das Fach Russisch anbietet, wechselte sie an die Hohe Landesschule nach Hanau, an der sie 1992 ihr Zweites Staatsexamen absolvierte. Ehe Ute Keppler Mutter einer Tochter wurde, hatte sie Station an Schulen in Wiesbaden und Frankfurt gemacht, um endlich in Friedberg „sesshaft“ zu werden. Zunächst wegen Mathematik an die Henry-Benrath-Schule gerufen und ans Burggymnasium abgeordnet, um auch in der Oberstufe zu unterrichten, übernahm sie 2004 die Leitung des Gymnasialzweigs an ihrer Stammschule. „Ich musste also immer alles zweimal absolvieren: Konferenzen, Dienstversammlungen etc.“, erinnert sich Keppler an diese Zeit. Bis eben zum 01.08.2009, als das Staatliche Schulamt des Hochtaunuskreises sie zur Leiterin der Oberstufe an der Altkönigschule in Kronberg bestimmte. Und für Ute Keppler sollte dies „die beste Stelle in der Schule werden“, wie sie selbst sagt. Zunächst gestaltete sich aber der Neuaufbau der Oberstufe schwierig: Fünf Wochen der Sommerferien saß sie mit Ralph Ott, dem aktuellen stellvertretenden Schulleiter, Klaus Deitenbeck, seinem Vorgänger, sowie Sabrina Noll, damals kommissarische Leiterin der Oberstufe und heute stellvertretende Leiterin der Hofheimer Elisabethenschule, zusammen und brachte die gesamte Verwaltung der GOS auf Vordermann. „Sabrina kannte wirklich alle Schüler samt Namen, aber nach wochenlangem Hin-und Herbewegen ebendieser, glückte mir das ebenfalls“, denkt Keppler lachend an ihre Anfangszeit zurück. Mit Sabrina Noll ist sie übrigens immer noch eng befreundet und eines habe sie aus dieser Zeit gelernt: sich Raum zum Atmen und fürs Familienleben zu bewahren.
Vermissen werde sie das Unterrichten, ihre Schüler und die Gespräche, die zwar oft zeitintensiv gewesen seien, aber jemanden auf den richtigen Weg hätten leiten können. Ebenso die Kursfahrten, an denen sie teilgenommen habe, die DS-Prüfungen sowie die Abitur-Entlassungsfeiern. Besonders freue sie sich auf die freie Zeit – Zeit, um ein Buch zu lesen, um sich als Hobbygärtnerin zu betätigen, um endlich mal im Mai oder September wegfahren zu können. Ihrem Nachfolger möchte sie mit auf den Weg geben, dass er den Schülern stets zugewandt sei, sich einen langen Atem bewahre und klare Vorstellungen von der Organisation einer Oberstufe haben möge – insbesondere in Zeiten von Tablet-Nutzung und KI.
Wie gut also, dass ein erfahrener Wolf diese Aufgaben erfüllen wird. Wir danken Ute Keppler von Herzen für Ihre langjährige Arbeit und ihr Engagement und wünschen Ihr viel Gesundheit und Erfüllung auf ihrem weiteren Lebensweg. Und für den Neuen: Viel Kraft, gute Nerven und herzlich Willkommen in Kronberg!