Altkönigschule, ein besonders Vergnügen, eine Schülergruppe des Alman Lisesi, der Deutschen Schule Istanbul, als Tagesgäste begrüßen zu dürfen. Die 14-/15-Jährigen konnten gemeinsam mit ihren beiden Lehrkräften Maika Faller und Moritz Gessert das Rhein-Main-Gebiet besuchen, da ihrer Ankunft eine Einladung der AKS vorausgegangen war.

Gerade in diesen Zeiten ist das gegenseitige Kennenlernen, der gemeinsame Austausch und miteinander ins Gespräch zu kommen, so wichtig, deswegen, betont Peppler, sei dieser außergewöhnliche Besuch ein absoluter Gewinn für beide Seiten, da er den Blick öffne für andere Sichtweisen. Gerade die Unterschiede machten ja die Spannung aus und beförderten das gegenseitige Interesse. „Es ist zwar nur ein Tag, aber das Wetter spielt mit!“, schließt Peppler seine Begrüßung und freut sich über die mitgebrachten süßen Gaumenfreuden.

Für Stellvertreter Ralph Ott und die für die Organisation des Tages verantwortliche Lehrerin Britta Sölch ist dieser Besuch zugleich ein Stelldichein mit deren gemeinsamen Ex-Schüler Jonny Kumar, seit 2011 AKS-Alumni und mittlerweile als Politiker auf Landes- und Bundesebene tätig, der dieses Begegnungstreffen überhaupt erst ermöglicht hat. Seine Frau ist nämlich auch Lehrerin an der Deutschen Schule Istanbul und hat diesen Kontakt an den Bosporus hergestellt.

Frau Sölch, seit Jahren Mitverantwortliche für den Frankreich-Austausch, ist begeistert von dieser Premiere, sagte deshalb sofort zu, als Ott sie bat, den Tag als Tandemprojekt zu organisieren. Gemeinsam mit der 9Gb, die sie in Geschichte unterrichtet, kümmert sie sich darum, dass die türkischen Gastschüler nicht nur die AKS kennen lernen, sondern vor allem mit ihren Kronberger Pendants ins Gespräch kommen und im Anschluss ein Fußballturnier bestreiten. „Inhalt und Ziel dieses Projekts ist es“, erläutert Sölch, „sich intensiver mit den kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen der Türkei und Deutschland zu beschäftigen und dabei Altbekanntes bzw. Neues schätzen zu lernen oder zu hinterfragen.“

Dieser Austausch klappte auch sofort: Die Pennäler sitzen gemischt an Gruppentischen, verspeisen mitgebrachte Leckereien und unterhalten sich schon ganz prima, denn die meisten Jugendlichen aus Istanbul beherrschen das Deutsche bereits auf dem GER-Niveau A2. Faller und Gessert betonen, dass die türkischen Schüler des Alman Lisesi freiwillig die 9. Klasse wiederholten, um im „Haselit“, der Vorbereitungsphase, 20 Wochenstunden intensiven Deutsch-Unterricht, auch bspw. in den Naturwissenschaften, zu erhalten. Ihr Ziel sei es, einen Doppelabschluss zu machen: das obligatorische türkische Abitur sowie das deutsche Abitur nach thüringischem Lehrplan.

Die Deutsche Schule Istanbul, die als Begegnungsschule angelegt sei und aus zwei Flügeln bestehe, die aber durchlässig seien, verstehe sich auch als Vorreiterin: So seien alle Mitglieder der Schulgemeinschaft mit einem I-Pad ausgestattet, es gebe nur noch digitale Schulbücher, keine Stifte mehr, kein Papier. Die beiden Lehrkräfte sehen die Vorteile darin, stellen aber als studierte Germanisten auch Nachteile fest: Die Kreativität gehe verloren, die Jugendlichen wiesen Probleme beim Zeitmanagement in Klausuren auf und auch der Sprachgebrauch habe sich nicht unbedingt zum Besseren entwickelt.

„Die Studienziele der Absolventen liegen alle im deutschsprachigen Raum“, erklärt Maika Faller weiter, „sie wünschen sich, an der Charité, der LMU oder der ETH Zürich zu studieren.“  Entsprechend anspruchsvoll sei der Aufnahmetest der Schule, die den zweithöchsten Standard in der Türkei habe und an der momentan etwa 750 Schüler lernten. „Die Eltern zahlen Schulgeld und sind anspruchsvoll, die Kinder sehr ehrgeizig und lernbereit. Das macht das Unterrichten angenehm“, berichtet Moritz Gessert. Für die etwa 100 deutschen Schüler sei es aber nicht immer einfach, sich an das Leben in Istanbul anzupassen. Fehlende Sprachkenntnisse erschwerten das Finden von Freunden außerhalb des schulischen Kontextes, hier gelinge es z. B. der Kirche, den Kreis ihrer „communities“ zu erweitern.

Das Alman Lisesi (1868 gegründet) kann auf eine über 150-jährige Geschichte zurückblicken, ist das Schulgelände doch eine alte kaiserliche Liegenschaft. Überhaupt gebe es viele Bauten aus der deutschen Kaiserzeit im 16 Mio. Einwohner starken Istanbul. „Für unsere Schüler ist Kronberg aber wie das Paradies, es ist so wunderbar grün“, schwärmen auch Faller und Gessert. Istanbul sei als Megapole eben auch laut und umtriebig, es gebe nur kleine Parks, im Stadtgebiet als künstliche grüne Inseln angelegt.

Gegen 11 Uhr brechen dann die türkischen und deutschen Pennäler zu einer Schulführung auf, um eine halbe Stunde später bei Sonnenschein ein paar Bälle zu treten. Bevor der Nachmittag mit einem Stadtbummel ausklingt, werden die Gäste noch in der AKS-Mensa verköstigt. Museumsbesuche in Frankfurt, ein Theaterabend sowie ein gemeinsames Abschlussessen in Frankfurt-Bornheim werden die kurze, aber intensive Woche abrunden. Kronberg’de tekrar görüşmek üzere!

 

das Orga-Team des Begegnungstreffens: Britta Sölch, Maika Faller, Moritz Gessert, Jonny Kumar (v. l. n. r.)

 

großes Finale: die beiden Klassen des Alman Lisesi und der AKS nach einem gelungenen Begegnungstag