Wanderkonzert?! Sie haben richtig gelesen. Außergewöhnliche Zeiten erfordern extraordinäre Maßnahmen. „Unsere Chöre singen lieber in der Kirche, aber dort ist es kalt, zu kalt für die Bläser und Streicher, daher ein Konzert an zwei Orten“, erläutert Schulleiter Martin Peppler in seiner Begrüßungsansprache in der katholischen St. Vitus-Kirche in Kronberg-Oberhöchstadt, in der nun endlich nach drei (!) Jahren wieder durch die „Königskinder“ und „Choryfeen“ aufs Weihnachtsfest eingestimmt werden könne.

In der gut gefüllten Kirche ist es mucksmäuschenstill und stockdunkel, nur sanfte A-cappella-Klänge aus der Sakristei kommend und das Kerzenlicht der ersten Chorkinder verleihen dem Raum eine heimelige Stimmung. „Veni, veni, Emanuel“ singend, ziehen die rund 50 SängerInnen über die beiden Flanken ein, bis sie schließlich in vier Reihen auf der Altarinsel stehen und Chorleiter Wolfram Gaigl an seinem E-Piano sitzt. Statt der Nikolausmützen erkennt man, während das „Abendlied“ intoniert wird, Wollmützen ; die Gemeinde spart Heizkosten. Mit der letzten Liedzeile „Alle Lichter aus“ werden die Kerzen aus und in der Kirche das Licht angemacht.

Der Moment ist so ergreifend, dass er Lehrer Gaigl Tränen in die Augen treibt: „Nach einer so langen Pause gelingt es den Kindern, solch eine Stimmung zu kreieren!“ Selbst das besonders herausfordernde Chanson „Vois sur ton chemin“ aus dem Filmklassiker „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ bieten die rund 15 Choryfeen, die Chorkinder der Klasse 6, herausragend dar. „Und das nach der qualvoll langen Corona-Zeit, ich bin den Kindern unendlich dankbar dafür, dass sie auch die Online-Proben so tapfer durchgehalten haben. Ich weiß nicht, ob ich vielleicht aufgehört hätte“, lobt Gaigl „seine Kinder“. Und Schulleiter Peppler erinnert noch daran, dass die beiden Chöre am Tage zuvor erst im Seniorenheim „Kaiserin-Friedrich-Haus“ ein Outdoor-Konzert gegeben haben.

Nach drei Jahren können dann auch wieder im feierlichen Rahmen die begehrten Medaillen für langjährige Chorzugehörigkeit verliehen werden, sogar drei Mal die höchste Auszeichnung an Gaigls „Goldmädchen“, die dem Chor bereits seit siebeneinhalb Jahren angehören. Einen großen Blumenstrauß überreicht er noch an Fr. Kaiser, die Küsterin der Gemeinde, ohne die alles nicht so reibungslos abgelaufen wäre.

Entsprechend dem Konzept des „Wanderkonzerts“ schnappen sich alle Besucher des ersten Konzertteils ihr Programm, um an die Altkönigschule zu eilen, wo in geheizter Aula die Instrumental-Ensembles eine knappe halbe Stunde später aufspielen werden. Dort angekommen, wird man wieder der aus den Vorjahren vertrauten Nikolausmützen gewahr, deren blaue TrägerInnen dem am weitesten fortgeschrittenen Kammerorchester angehören.

Martin Peppler macht es sichtlich Freude, ein zweites Mal Begrüßungsworte an die Anwesenden der prall gefüllten Aula zu richten, umso mehr, da dieses Jahr eine weitere Premiere geboten werden könne: Das Streichorchester der AKS spiele nämlich zusammen mit den „Junior-Streichern“, Kindern aus der Klasse 4. Diese Kooperation mit den Kronberger Grundschulen, die auch auf Steinbach ausgeweitet werden soll, gibt es bereits seit März dieses Jahres unter der Leitung von Vera Stahlbaum, die genau wie ihr Kollege Marcus Bünte, der das Blasorchester leitet, an der „Musikschule Taunus“ in Eschborn-Niederhöchstadt arbeitet. Auch dorthin pflege die Altkönigschule seit Jahren feste Beziehungen und profitiere damit von deren Expertise, wie Musiklehrer Holger Schneider erläutert, der ebenfalls für das Blasorchester verantwortlich zeichnet.

Musiklehrerin Julia Kitzinger präsentiert daraufhin nicht ohne Stolz das Kammerorchester von 15 SchülerInnen, das noch im vorigen Jahr aus gerade einmal 5 Jugendlichen bestand und bald 50 umfassen soll. Nach zwei amerikanischen Weihnachtsliedern im Bigband-Sound kommen die Bläser dazu und auf der AKS-Bühne wird es trotz ihrer immensen Größe schon eng. Musiklehrer Schneider löst für ein Lied seine Kollegin als Dirigent ab, dabei mit dem Orchester und dem Publikum interagierend, um dies zum Mitklatschen zu animieren.

Mit Kitzingers und Gaigls Einladung schließlich, die Bühne quasi auf die gesamte Aula auszudehnen, gesellen sich die Chöre zum Orchester und das Publikum, mit Liedzetteln ausgestattet, stimmt ebenso ein in ein feierliches „finale furioso“ zu „Fröhliche Weihnacht“ und „Jingle Bells“. Mit Pepplers Dankesworten und guten Wünschen wird damit deutlich: Mag das „Wanderkonzert“ auch für eine räumliche Trennung gesorgt haben, so steht am Ende doch die gesamte musikalische AKS-Schulgemeinde auf einer Bühne.

 

Choryfeen und Königskinder beim Einzug in die dunkle St-Vitus-Kirche

Chöre und Orchesterensembles gemeinsam auf der Bühne der Altkönigschule