Berufsorientierungsabend für die gymnasiale Oberstufe an der Altkönigschule

So begrüßte Tim Koglin, Master der Physik und Informatik sowie Doktorand der Goethe-Universität in Frankfurt, sein Schülerpublikum. Das Motto „Die Qual der Wahl“ galt aber nicht nur für die drei von ihm vorgestellten Studienfächer „Mathematik“, „Physik“ und „Informatik“, sondern auch für den gesamten Abend, im Verlaufe dessen jeder Oberstufenschüler aus den 16 Präsentationen nur drei besuchen konnte.

Alexandra Reiß, Gymnasialzweigleiterin und PoWi-Lehrerin, die die Berufsorientierung und den Abend seit mittlerweile 10 Jahren federführend organisiert, ist nicht nur stolz auf das Angebot, das die Schule machen kann, sondern vor allem auf das Netzwerk, das sie aufgebaut hat: „Wir pflegen engen Kontakt zu vielen in Kronberg ansässigen Handwerksbetrieben und Firmen, aber auch zu unseren Ehemaligen. Auf diese Ansprechpartner können wir uns bei der Vorstellung von Berufsbildern, bei Bewerbungstrainings, aber auch bei der Vermittlung von Jobs und Betriebspraktika verlassen.“

Tatsächlich ist die Auswahl am heutigen Dienstagabend groß: Natürlich sind die klassischen Studienfächer wie Medizin, Jura, MINT (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und Wirtschaft vertreten, doch auch über ein Studium bei der Bundeswehr konnten sich die Pennäler informieren. Diejenigen, die noch nicht so recht wissen, was sie nach dem Abitur machen werden, zumal ja die AKS zum letzten Mal vergleichsweise junge G8-Absolventen ins Leben entlässt, fanden sinnvolle Anregungen, um ein sog. „gap year“ zu machen: entweder als „freiwilliges soziales Jahr“ beim DRK oder mit „Travel and Work“ im Ausland. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich jedoch immer mehr die dualen Studiengänge, die die Abiturienten in spe z. B. bei „Proctor & Gamble“ oder „provadis“ absolvieren können.

Wer kann mehr und schülernäher begeistern als ehemalige AKS-ler selbst? Dr. Jan-Peter Ferner von der Uni Frankfurt, der den Studiengang Chemie vorstellte, ist selbst AKS-Alumni und Tim Koglin machte sein Abitur im Jahr 2013. Leonie Otto hingegen hat ihr Abitur gerade erst vor anderthalb Jahren gemacht und bewarb bereits ihren dualen Studiengang bei „Accenture“. Gegenüber den zukünftigen Abiturienten hob sie die Vorteile des dualen Studiums hervor: Während man an der klassischen Universität alles selbst zu organisieren und in Eigenleistung zu erbringen habe, seien an den dualen Hochschulen Studiendauer und Studieninhalte bereits vorgegeben und insbesondere die Kursgrößen geringer. Zudem werde man entgeltet, schließlich arbeite man ja bereits an Kundenprojekten mit, und zwar in einem alternierenden System aus drei Monaten Praxis und drei Monaten Theorie (Studium).

Dass ein Studium aber nicht zwangsläufig in ein klar definiertes Berufsbild überleiten muss, erläuterte Dana Güttler, Direktorin der „Privaten Kunstakademie“ (academy of fine arts) in Bad Homburg, den interessierten Schüler*innen. Selbst BWL-erin macht sie es sich zur Aufgabe, realistische Kunst als Ausbildung in Deutschland wieder zugänglich zu machen. Ein Studium sei heutzutage eben kein Garant mehr auf einen Job oder große Verdienstmöglichkeiten. Es gebe Berufe, die z. B. ein Studium oder eine Ausbildung voraussetzten, aber auch diejenigen, die gänzlich ohne Abschluss praktiziert werden könnten. So sei „Künstler“ kein vom Gesetzgeber geschütztes Berufsbild, Tätowierer oder moderne Berufe wie Characterdesigner erlerne man eben nicht im Rahmen einer durchorganisierten Ausbildung.

Der Berufsorientierungsabend war für die weit über 200 Schülerinnen und Schüler damit nicht nur die Gelegenheit, sich live und von Experten über ihre Perspektiven nach dem Abitur zu informieren, sondern insbesondere auch die Gelegenheit, darüber nachzudenken, welche Erfordernisse die kommenden Jahre an sie stellen werden. Ist ein Studium die einzige denkbare Perspektive nach dem Abitur? „Wenn Du vor allem gern programmieren willst, solltest Du dich lieber zum Programmierer ausbilden lassen, denn das Informatik-Studium ist schon sehr theorielastig, und Du brauchst eine hohe Frusttoleranz“, erklärte etwa Tim Koglin den geneigten Schülern. Auch die hessische Polizei war an diesem Abend vertreten und hat dabei die Vorteile des Staatsdienstes vorstellen können. Und wäre nicht auch ein Handwerksberuf, eventuell mit einer eigenen Firma, denkbar, gerade jetzt, da Handwerker- und Fachkräftemangel allerorten beklagt wird?

„Die ersten Rückmeldungen unserer Schülerinnen und Schüler waren sehr positiv. Das bestärkt uns darin, auf diesem Wege weiterzumachen“, resümierte Alexandra Reiß den Abend und dankte zugleich Martin Fichert, Fachbereichsleiter der Gesellschaftswissenschaften, sowie ihrer PoWi-Kollegin Jennifer Werner, die ihr bei der Organisation der Veranstaltung hilfreich zur Seite standen.

Berufsorientierungsabend an der Altkönigschule: Organisator*innen und Referent*innen