Als bei der Eröffnung des Kronbergers SDG-Cafés Ende Oktober 2024 die Vertreterin des Kultusministeriums fragte, wo denn bei all den Vorhaben der Schülerinnen und Schüler der Klimaschutz bliebe, antworteten ihr die Initiatorinnen: „Nachhaltigkeit ist noch soviel mehr!“ Und wie wahr das ist: Zweifelsohne betont das Nachhaltigkeitsziel Nr. 13 die notwenigen Maßnahmen zum Klimaschutz, doch nicht minder wichtig sind gerade in einer Schule die hochwertige Bildung (SDG 4), die Erziehung zu weniger Ungleichheiten (SDG 10) sowie zu verantwortungsvollen Konsummustern (SDG 12). Unter diesen Prämissen haben sich PoWi-Lehrerin Lilly Heil und Arbeitslehre-Pädagoge Stefan Zürn auf den Weg gemacht, um zwei nachhaltige Umweltschutzprojekte in ihren Lerngruppen anzustoßen und zu realisieren.
Vom Umweltscout-Projekt an der AKS berichten uns Hanno Raitz von Frentz und Leonard Krumme aus der 9. Klasse:
Die Altkönigschule Kronberg ist zwar eine ausgezeichnete Umweltschule, doch gibt es immer noch Ausbaubedarf. Einen kleinen Schritt in die richtige Richtung wollen wir als Umweltscouts machen.
Aber was ist das Projekt und warum ist es so wichtig? In der heutigen Zeit sind Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit einige der wichtigsten Themen. Trotzdem sind die meisten Schüler noch viel zu unbedarft. Laut eigener Umfragen waren ca. 2/3 der Fünftklässler nur sehr unzureichend oder gar nicht über diese Themen informiert. Um das zu ändern, haben wir das Umweltscout-Projekt ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, Schüler schon im jungen Alter über Umweltthemen zu informieren und ihr Umweltbewusstsein zu fördern. Um dies zu erreichen, haben wir die aktuellen 5. Klassen besucht und die Schülerinnen und Schüler zunächst für diese Themen sensibilisiert. Hierbei konnten sie auch ihr eigenes Wissen einbringen, Fragen stellen oder Kommentare abgeben.
Im Rahmen unseres Vortrags haben wir ebenfalls das von unseren Hausmeistern Stefan Nix und Udo Seifert entwickelte und gebaute Mülltrennsystem des Campus C vorgestellt. Aktuell findet eine aktive Mülltrennung nur im Campus C statt, aber das wird sich in Zukunft noch ändern.
Danach durften die Klassen 3-4 Umweltscouts wählen oder die Freiwilligen zu Scouts ernennen. Das Interesse und die Begeisterung hierzu waren in allen 5. Klassen sehr groß. Die Scouts haben dann die Aufgabe, auf die kleinen Dinge im Alltag zu achten, wie z.B. auf die korrekte Mülltrennung, das Ausschalten der Whiteboards, die Vermeidung von Papierverschwendung u.s.w. Idealerweise sollte die ganze Klasse auf diese Dinge achten, die Scouts tun es aber ganz besonders. Wichtig ist, dass die Scouts nicht die Verantwortung dafür tragen oder bestraft werden, wenn etwas nicht funktioniert, sie sollen vielmehr das Verantwortungsbewusstsein in der Klasse fördern. Für alle Umweltscouts des Jahrgangs gibt es regelmäßige Treffen, um über Probleme und Erfolge zu sprechen, sich weiterzubilden und in Zukunft hoffentlich auch eigene Umweltprojekte zu planen.
Englisch- und AL-Lehrer Zürn, der selbst zumeist im Gymnasialzweig der AKS eingesetzt ist, war das Insektenhotel am Busbahnhof eine Herzensangelegenheit: „Natürlich steht ‚Ökologie im Außenbereich’ als Halbjahresthema auf dem AL-Lehrplan, aber wann schafft es schon mal eine Realschullerngruppe mit ihrem Projekt in die Medien?“ Gesagt – getan: die aus beiden Realschulklassen der Stufe 9 bestehende AL-Lerngruppe lud Baupläne für das Insektenhotel aus dem Internet herunter und Netzwerker Zürn organisierte bei Stahlbau Schröder in Sulzbach im Ts. ausrangierte Euro-Paletten „für umme“. „Die Mädels und Jungs legten dabei großen Wert darauf, in Zimmermannsmanier mit Schlitz und Zapfen zu arbeiten“, erinnert sich Zürn nicht ohne Stolz, „außer ein paar wenigen Schrauben kam kein Metall zum Einsatz.“
Das Projekt wurde von allen Pennälern gut angenommen, jede und jeder fand eine Aufgabe, mehrheitlich die Jungs beim Betonmischen fürs Fundament des Insektenhotels, andere beim Löcherbohren in die Baumscheiben an den Maschinen in der voll ausgestatten Arbeitslehre-Werkstatt der AKS. „Es gab keinen Geschlechterunterschied bei der Verteilung der Arbeiten“, betont Zürn, „die leistungsstärksten waren in beiden Gruppen die Mädchen!“
Alles in allem gelang Zürn damit ein wirkliches nachhaltiges Projekt. Das Sandbeet, das noch vor dem Insektenhotel am oberen Ende des AKS-Busbahnhofs angelegt worden war und Pflanzen wie der Königskerze, die auch in heißen, sandigen und trockenen Gebieten überleben können, Heimat bieten sollte, wurde zunächst gar nicht als solches wahrgenommen. „So gelang uns an dieser Stelle ein ökologisches Ensemble, in dem das eine das andere in seiner Bedeutung aufwertet“, freut sich Schulleiter Martin Peppler.
Der große Namenszug „Insektenhotel“ wurde übrigens auf ein Schwartenbrett projiziert, abgemalt und mit einem Stechbeitel aufwendig aus einem Eichenbrett ausgeschnitzt. Und die Namen der Erbauer finden sich auf kleinen Alu-Plättchen, die mithilfe von Schlagbuchstaben darin eingestanzt wurden.
So sind das Umweltscout-Projekt und das Insektenhotel wichtige Schritte in Richtung eines nachhaltigeren Schulalltags. Indem die Schülerinnen und Schüler schon früh über Umweltthemen informiert werden und erfahren, dass eines jeden Beitrag wichtig ist, schaffen wir die Grundlagen für eine nachhaltigere Zukunft sowie nachhaltige Denk- und Verhaltensmuster. Nur gemeinsam können wir langfristig etwas erreichen.
Stefan, der Baumeister, und sein Kollektiv „Insektenhotel“ vor ihrem realisierten Bauprojekt
von den Hausmeistern Stefan Nix und Udo Seifert entwickeltes und gebautes Mülltrennsystem für den Campus C